Weil ich dich liebe...

‚Da oben steht sie’ dachte er und spürte, wie Stolz seine Brust anschwellen ließ. Das Gedränge um ihn herum war enorm, die überwiegend weiblichen Fans wollten alle in der ersten Reihe stehen um ihren Idolen nah zu sein. Manche hielten Schilder hoch. ‚Ich liebe dich, Paddy’ oder ‚Angelo, du bist der Beste’ stand auf billiger Pappe mit bunten Stiften geschrieben. Einige weinten schon jetzt, obwohl das Konzert erst zwei Lieder alt war, die Schminke, mit denen sie sich die Namen ihrer Schwärme auf das Gesicht geschrieben hatten war verschmiert, er konnte bei manchen nur noch knapp erahnen, welcher Name das wohl gewesen sein mag.
‚Schade, dass wir unsere Beziehung geheim halten müssen, aber ich kann das ja verstehen, sie ist berühmt und hat viele Fans. Die dürfen natürlich nicht wissen, dass sie bereits vergeben ist. Das wäre schlecht für’s Geschäft’. Und so begnügte er sich mit der ersten Reihe und genoss die Musik, die aus den Lautsprechern unweit seiner Ohren drang.
Er hieß mit richtigem Namen Björn, war 27 Jahre alt und lebte eigentlich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Saarbrücken. Äußerlich war er eher unscheinbar, ein schüchterner, introvertierter Mann, dem das Glück im Leben bisher nicht hold war. Alles begann bei seiner Geburt, als die dusseligen Krankenschwestern in der Berliner Charité ihn mit einem anderen Jungen vertauschte und er so bei einer fremden Familie landete. Aber das hatte er als Säugling natürlich nicht wissen können. Er wunderte sich immer nur, wieso er strohblonde Haare hatte, während alle um ihn herum tiefschwarz auf den Köpfen waren. Aber das hatte niemanden weiter gestört und er wuchs wohl behütet in wohlhabenden Verhältnissen auf. Erst im Alter von neuneinhalb Jahren kam die Wahrheit ans Licht. Sein älterer Bruder erkrankte schwer und sicherheitshalber wollten die Eltern daraufhin auch ihn untersuchen lassen. Dieser Test ergab glücklicherweise, dass er nicht an diesem Gen-Defekt litt, aber leider ergab er auch den Verdacht, dass Björn gar nicht deren leibliches Kind war.
Ab diesem schicksalhaften Tag war nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Es war nicht einfach, aber mit Hilfe der Charité war es möglich seine leiblichen Eltern zu finden – zu denen er dann zurück musste.
Er wurde vollkommen aus der Bahn geworfen. Statt in einer schicken Vorstadtvilla von Berlin lebte er nun in der anonymen Großstadt Saarbrücken, in einer 4-Zimmer-Wohnung. Seine Eltern lebten vom Arbeitslosengeld und hatten den lieben langen Tag lang nichts anderes zu tun, als Kinder zu zeugen. Zumindest kam es ihm so vor, denn wie sich herausstellte, hatte er bereits fünf Geschwister und ein sechstes war im Anmarsch.
Björn flüchtete sich in seine Fantasiewelt und schottete sich von allem ab. Dies war auch der Zeitpunkt, an dem er Fan der Kellys wurde. Er hatte sie schon einmal in Berlin gesehen. Als er mit seinen Eltern, die er nun nicht mehr Eltern nennen durfte, einkaufen war, standen sie dort mitten auf dem Alexanderplatz und er war sofort fasziniert. Über seine letzten Jahre im schicken Berliner Vorort hatte er sie ein wenig aus den Augen verloren, doch mit den Jahren in der Hölle – wie er es nannte - lebte seine Leidenschaft wieder auf und er entwickelte sich zu einem ihrer größten Fans.
Während er nun also in der ersten Reihe stand und sich beglückwünschte, dass er es, trotz seiner Herkunft, zu so einer tollen Freundin gebracht hatte, schweiften seine Gedanken zu den Klängen von „Fathers Nose“ weiter ab, zu den letzten Monaten, die er fast komplett unterwegs verbracht hatte, nachdem er seiner Traumfrau begegnet war. Er erinnerte sich beinah an jedes einzelne Treffen und an jeden einzelnen Moment, in dem sie ihn mit ihren Blicken verschlang.
Er war von jeher ein Fan von ihr gewesen, fand sie niedlich, aber so richtig aufgefallen war sie ihm erst vor zwei Jahren auf einem Streelife-Konzert, wo sie ihre blonden Locken schwang und fröhlich zu den heiteren Liedern ihrer Familie tanzte. Fasziniert konnte er seinen Blick nicht eine Minute abwenden, er beobachtete sie, wie sie sich in der Musik zu verlieren schien. Elfengleich drehte sie Pirouetten, jede einzelne Bewegung schien direkt aus ihrem Herzen zu kommen, dort war nichts einstudiert, sie fühlte die Musik und ließ sich von ihr treiben.
Als sie dann auch noch nach vorne ging um zu singen, war es voll und ganz um ihn geschehen. Sie sah nicht nur aus wie ein Engel, sie sang auch wie einer. Er wusste, dass sie seine Seelenverwandte war, dazu musste er gar nicht näher mit ihr sprechen, die Schwingung, die zwischen ihren Körpern herrschte war unverkennbar. Sie schien es auch gemerkt zu haben, denn auch ihr Blick haftete die ganze Zeit über auf seinem Gesicht, sie war verzaubert und konnte sich nur mit Mühe auf ihren Text konzentrieren.
Björn konnte sie danach nicht mehr vergessen.
Sie beherrschte sein ganzes Denken, sein ganzes Leben. Er konnte und wollte nicht mehr ohne sie sein, er wusste, dass sie zusammen gehörten, es schien Schicksal zu sein, dass sie sich begegnet waren. Nur wie sollte er an sie heran kommen? Insgeheim hatte er nach dem Auftritt gehofft, dass sie noch auf ihn warten würde, doch sie war von einer Traube Fans umgeben und danach nahm ihr Vater sie komplett in Beschlag. Sie bedachte ihn, der sich in die Schlange der Fans eingereiht hatte, mit einem Blick, den er als entschuldigend deutete.
‚Ich wusste es, sie hat mich auch gesehen, sie will mich kennen lernen‘. Am nächsten Tag und auch am übernächsten stand er wieder an der gleichen Stelle, doch sie erschien nicht. Stundenlang harrte er dort aus, in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann aus den Klauen ihres Vaters würde befreien können, doch offensichtlich gelang es ihr nicht.
Ab diesem Tag sammelte er jeden Schnipsel von ihr, den er in Zeitschriften, Zeitungen und im Fernsehen finden konnte. Und er fand sogar einige Zeichen, die sie ihm geben wollte. Sein blonder Engel hatte bereits kurz nach dem schicksalshaften Konzert auf eine Frage nach ihrem Liebesleben sehr ausweichend geantwortet. Da war für Björn alles klar: Sie konnte nicht antworten, da sie sich selbst nicht sicher war.
Wenige Tage später ging er schließlich auf Reisen; er fuhr zu ihren Konzerten, fuhr ihr immer hinterher und sammelte weiterhin alles von ihr. Die Kelly Family war aber damals kurz vor der Veröffentlichung ihres Albums „Wow“ und entsprechend eingespannt und nicht ganz so oft auf Konzerten anzutreffen wie sonst. Dennoch hatte er eines Abends, es war exakt 6 Monate und 13 Tage nach dem schicksalshaften Konzert, endlich Glück. Er hatte sich zwischenzeitlich ein rostiges, altes Wohnmobil gekauft und war der Großfamilie damit hinterher gefahren, als sie plötzlich Rast auf einem kleinen Parkplatz machten. Unweit ihres auffälligen Busses parkte er seine Karre, schloss ab und setzte sich dann auf eine der Bänke, die neben dem übel riechenden Toilettenhäuschen standen.
Offenbar hatten sie nicht angehalten, weil sie mal auf das Örtchen mussten, sondern weil sie eine kurze Pause machen wollten. Denn alle stiegen aus, jeder hielt Teller, Körbe, Schüsseln und Decken in den Händen. Sie verteilten alles auf der großen Grasfläche und hatten wahnsinnig gute Laune. Auch die Instrumente durften natürlich nicht fehlen und es dauerte nicht lange, da begannen sie schon wieder zu musizieren. Björn jedoch hatte nur Augen für das Mädchen, das ihre blonden Locken heute zu einem praktischen Knoten geformt hatte. Sie trug ein grünes Kleid, es hatte kurze Ärmel und einen weit schwingenden Rock, der ihre perfekt geformten Beine umspielte. Lange reichte es ihm, sie einfach nur anzusehen, doch als sie alleine in Richtung des Busses ging, nutzte er die Gelegenheit, sie anzusprechen.
„Hallo Barbara“ er versuchte seiner Stimme einen rauen Klang zu geben.
„Hey“ antwortete sie und warf einen unsicheren Blick zu ihrem Vater. ‚Ach ja‘, dachte er und könnte sich dafür ohrfeigen, dass er daran nicht selbst gedacht hatte ‚ihr Vater stand nicht weit entfernt‘. Björn konnte förmlich seinen giftigen Blick in seinem Rücken spüren.
„Möchtest du ein Autogramm?“ fragte sie laut, aber Björn wusste, dass sie eigentlich fragte, ob er einen Kuss von ihr wolle. Sie war ganz schön clever, aber das hatte er von dem sensiblen Mädchen auch nicht anders erwartet.
„Ja“ hauchte er und beugte sich unwillkürlich ein Stückchen hinunter.
„Äääähm, ich geh dann mal Autogrammkarten holen“ mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand im Inneren des Busses.
Björn freute sich, denn er hatte gesehen, dass sie ihm zu gezwinkert hatte um ihm mitzuteilen, dass er ihr folgen sollte. Und das tat er.
Weit kam er leider nicht, denn wieder störte ihr Vater ihre Zweisamkeit und warf ihn in hohem Bogen aus dem Bus. Dann zwang er ihn, in sein Wohnmobil zu steigen und weiter zu fahren.
 
Ihre Hände, wie sie sich beim Tanzen bewegten, jede Bewegung eine Einladung für ihn. Ihre Beine, wie sie sich provokant öffneten und schlossen. Ihre Brüste, wie sie sich mit ihrem Oberkörper auf und ab bewegten.
Es lief gerade „Break Free“ und Björn starrte sie hungrig an. Es war viel zu lange her, dass er sie das Letzte mal berühren durfte und seine Hände sehnten sich danach, ihre Haut zu spüren. Sie bedachte ihn mit einem Blick, der ihm verriet, dass sie ihn ebenso vermisste wie er sie.
„Barby“ entschlüpfte es seinem Mund, die Mädchen, die neben ihm standen, blickten ihn verwirrt an, doch darauf achtete er nicht weiter. Sein blonder Engel sang gerade die letzten Töne und verschwand dann mit wehendem Rock – der seine Fantasie beflügelte – hinter ihrem Instrument.
 
Die letzten Monate waren für ihn mehr als nur aufregend. Fast regelmäßig hatte er Barby nach den Konzerten auf ihrem Zimmer aufgesucht, das sie sich zwar leider immer mit ihrer Schwester teilte, aber dennoch hatten sie immer eine Möglichkeit gefunden miteinander zu sprechen und etwas Zeit miteinander zu verbringen. Sie war eine sehr emotionale Frau, die aber auch – wenn sie mal einen schlechten Tag hatte – sehr aus der Haut fahren konnte. Aber gerade diese Impulsivität machte sie nur noch liebenswerter. Aber sie hatte auch Probleme, ihre Gefühle zuzulassen. Es gab Tage, da hatte sie ihn schon aus ihrem Zimmer werfen lassen, weil sie einfach nicht zu ihrer Liebe zu ihm stehen konnte. Leider stand auch ihr Vater nach wie vor zwischen ihnen, der seit Neuestem sogar Barbys Zimmer von einem Bodyguard bewachen ließ. Seitdem war es für ihn noch schwieriger, an sie heran zu kommen.
Björn verfluchte Dan Kelly. Und er verfluchte Barby dafür, dass sie das mit sich machen ließ. Warum stand sie nicht zu ihren Gefühlen für ihn?
 
Während er weiter auf die Bühne starrte, wo gerade Paddy eine seiner – wie Björn es nannte – Affentheater abzog, spürte er, wie Wut heiß in ihm aufstieg. Seine Fäuste ballten sich, sein Gesicht schwoll rot vor Zorn an. Plötzlich wurde die Enge bedrückend und er versuchte, durch gezielte Ellenbogenstöße sich Platz zu verschaffen, sonst würde er umfallen. Ein fester Knoten bildete sich in seinem Magen und verdrängte alles andere.
‚Tief durchatmen’ sagte er sich in Gedanken immer und immer wieder.
‚Tief durchatmen, tief durchatmen, tief durchatmen’ so hatte sein Therapeut das beigebracht. Und tatsächlich, es wirkte. Die Wut verrauchte, der rote Schleier vor seinen Augen verschwand.
Auf der Bühne sang Jimmy gerade „Cover the road“ und während er sich von der melancholischen Stimmung der Menge anstecken ließ, wanderten seine Gedanken zurück zu seiner Angebeteten. Er erinnerte sich an die Berührungen ihrer Hände, die in seinen lagen. Sie waren so weich und zart, er hatte beinah Angst, er könnte sie mit seinen riesigen Pranken zerquetschen.
Wie gerne würde er Barby einmal so richtig spüren... Er würde sie verwöhnen und ihr alles geben, was er ihr geben konnte. Sie sollte sich wie eine Königin in seinen Händen fühlen. Sie wollte das auch, das sah er in ihren leidenschaftlichen Blicken, aber ihr herrischer und jähzorniger Vater verbot ihr jeglichen Kontakt. Und so blieb es bei diesen kleinen, heimlichen Treffen ab und zu nach den Konzerten.
Es war heutzutage aber leider sehr viel schwieriger, an sie heran zu kommen. Seit das Album „Over the hump“ auf dem Markt war, wurde die Familie von Fans belagert und konnte sich kaum noch unerkannt auf der Straße bewegen. Und dann noch die ganzen Bodyguards, die seinen Engel bewachten... Immer seltener schafften sie es, sich ein paar Minuten Zweisamkeit zu schaffen.
 
Langsam neigte sich das Konzert dem Ende entgegen, Kathy vollbrachte stimmliche Höchstleistungen bei „Amazing Grace“ und dann war es vorbei. Es hatte zwei Zugaben gegeben und dann sind sie von der Bühne spaziert.
Björn ließ sich Zeit, er wusste, dass die Familie in der Regel erst relativ spät die Hallen verließ und so schlenderte er gemütlich durch die Gegend, holte sich am Merchandising-Stand noch ein aktuelles Poster dieser Tour und machte sich dann auf den Weg zum Hintereingang.
Plötzlich spürte er, wie er von vier Armen, zwei Personen an jeder Seite, mit voller Wucht gegen die Wand gedrückt wurde. Schmerzhaft spürte er die abgebrochenen Ziegelsteine an seinem Rücken.
„Freundchen“ drohte einer der Bodyguards, die ihm nur zu gut bekannt waren „wie oft haben wir dir gesagt, du darfst dich der Familie nicht mehr nähern? Wir haben es bisher immer im Guten mit dir versucht, aber du willst ja nicht hören. Es reicht. Wir werden nun die Polizei einschalten, das hätte die Familie längst tun sollen.“
„Aber“ Björns Kopf, der gegen die Wand geschlagen war, pochte schmerzhaft und er war kurz vor einer Ohnmacht, daher fielen ihm die Worte sehr schwer „ich will doch nur zu meiner Freundin.“
Björn wusste, was jetzt kommen würde. Nun würden sie wieder abstreiten, dass es irgendeine Verbindung zwischen ihm und Barby gab und ihm mit der Polizei drohen.
„Kapierst du es nicht? Da läuft nichts, da lief auch nie was und wird auch niemals etwas laufen.“ Der bullige Sicherheitsmann mit der Glatze brüllte nun beinah und machte die Umstehenden somit auf sich aufmerksam.
Getuschel wurde laut und hier und da klickten ein paar Kameras. Björn war jetzt ganz ruhig, er wusste, dass die Jungs nur auf eine provokante Reaktion von ihm hofften, damit sie einen Grund hatten ihn anzugreifen. Aber die Blöße würde er sich nicht geben, er stand einfach nur mit hängendem Kopf da und ließ die Drohungen und wüsten Beschimpfungen über sich ergehen.
Er fragte sich nicht, warum sie das taten, schließlich wusste er ja, dass sie von Daniel beauftragt worden waren genau dies zu tun. Wichtig war nur, dass er wusste wie Barby zu ihm stand und dass er sich ihrer Liebe sicher sein könnte. Alleine der Gedanke an ihr Gesicht ließ ihm warm ums Herz werden und sorgte für Glückshormone, die seinen Körper überschwemmten.
‚Schade, dass Barby mich nicht retten darf’ dachte er bei sich. ‚Aber der Schein muss um jeden Preis gewahrt werden. Und ich liebe sie so sehr, ich bin bereit, jedes Opfer dafür zu bringen’.
Es dauerte nicht mehr lange, da hatten sich die örtlichen Polizisten durch die stetig wachsende Menschenmenge gekämpft und hatte ihn abgeführt. Auf der Wache musste Björn einige Fragen beantworten und musste feststellen, dass Anzeige gegen ihn erstattet war.
Aber auch dies tat er doch gerne, schließlich liebten sie sich...
 
 
 
 
 
Pressemitteilung, eine Woche nach Björns Verhaftung: 
 
Verfolgt 

Barby Kelly, Sängerin der irischen Popgruppe „The Kelly Family“ ist am Boden zerstört, hat sogar psychische Hilfe in Anspruch nehmen müssen.  

Björn W., 27 Jahre aus einem Dorf in der Nähe von Saarbrücken verfolgt die zierliche blonde Sängerin bereits seit einigen Jahren, weil er überzeugt war eine Beziehung mit der sensiblen, jungen Frau zu haben. „Ich traue mich kaum noch auf die Straße und nicht einmal in meinem Zimmer bin ich sicher“ vertraute sie sich unter Tränen einer Freundin an.

Dr. Wolfgang Augsberg, Diplom-Psychologe, erklärte uns, dass dies eine ernst zu nehmende Krankheit sei. Björn W. glaubte wirklich daran, dass die Sängerin in ihn verliebt sei, jede kleinste Reaktion ihrerseits wurde immer als ein Zeichen ausgelegt, dass sie seine Gefühle erwiderte. Dr. Augsberg legte dem psychisch kranken Mann nahe, sich dringend in fachkundige Hände zu begeben.

Björn W. hatte ein trauriges Leben, er wurde bei seiner Geburt vertauscht und wuchs seine ersten neun Lebensjahre in einer wohlhabenden Berliner Bankiersfamilie auf. Als die Wahrheit ans Licht kam musste er zu seinen leiblichen Eltern in eine ärmliche Wohnhaussiedlung in Saarbrücken ziehen. Schon als Kind wurde er psychisch auffällig, doch so richtig zum Vorschein kamen seine Wahnvorstellungen erst jetzt.

Er lag nackt auf ihrem Hotelzimmerbett, stand mit gepackten Koffern auf dem Deck des Hausbootes, verfolgte den Bus der Familie durch ganz Europa und terrorisierte seine Angebetete mit Anrufen. Lange hatten Barby und ihre Familie gehofft, ihn auf ruhigem und vernünftigem Wege davon überzeugen zu können, dass die junge Künstlerin (ihre Aquarelle sind unter Fans heiß begehrt) seine Gefühle nicht erwidert und ihn ermahnt, nie wieder auf einem Konzert aufzutauchen, doch als er vergangene Woche trotzdem auf einem Konzert erschien, platzte der Familie der Kragen und erstatteten endlich Anzeige gegen den jungen Mann.

Björn W. ist derzeit auf freiem Fuß und hat die Auflage bekommen, sich der Sängerin nicht mehr zu nähern. Ob er sich daran halten wird ist die Frage.

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Kommentare: 4
  • #1

    Ela (Sonntag, 03 Oktober 2010 21:45)

    Ich mag die KG ja sehr.
    Ich weiß gerade nicht, ob ich dir im Forum da schon FB zu gegeben habe, deshalb hier noch einmal kurz.
    Nach wie vor finde ich deinen Schreibstil großartig und auch die Umsetzung des Stalkens ist dir mehr als gut gelungen!
    Strangerlein, hör bitte, bitte nicht auf zu schreiben. Dir und uns zuliebe.

  • #2

    strangersworld (Sonntag, 03 Oktober 2010 23:01)

    Herzlichen Dank für dein FB, Ela :)
    Das war so eine Geschichte, wo ich eine Idee hatte, das alles sofort niedergeschrieben habe und mir auch weiter keine Gedanken darüber gemacht habe :-) Manchmal sind das die besten Ideen :-)

    Ich werde bestimmt nicht aufhören zu schreiben, dafür macht mir das viel zu viel Spaß. Aber im Augenblick bin ich so kreativitätslos, dass ich eine Pause brauche. Aber irgendwann kommt das bestimmt wieder :-)

  • #3

    Isbel (Sonntag, 03 September 2017 06:59)

    Stranger, du schreibst wirklich fesselnd. Toll!

  • #4

    Stranger (Sonntag, 03 September 2017 08:57)

    Vielen Dank für dein Kompliment, liebe Isbel. Ich freue mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat :-)